Der Roman „Torstraße 1“ umfasst
den Zeitraum zwischen 1928 und 1999. Stets im Mittelpunkt der
Geschichte befindet sich das Haus in der Torstraße 1, welches dem
Buch seinen Titel gegeben hat. Hier wird im Jahr 1928 Berlins erstes
Kreditkaufhaus Jonass eröffnet. Für die junge Büroangestellte
Vicky ist die Eröffnungsfeier in jeder Hinsicht ein unvergessliches
Ereignis. Mitten im Trubel der Feier kommt ihre Tochter Elsa auf die
Welt. Da es sich beim Vater um den Sohn des Kaufhausbesitzers
handelt und dieser die Beziehung geheim halten möchte, schlägt sie
sich überwiegend alleine durch. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges
und die Tatsache, dass ihr geliebter Harry jüdischer Herkunft ist
sorgen für zusätzliche Schwierigkeiten.
Der weitere Verlauf der Geschichte
befasst sich mit dem Erwachsen werden von Elsa und später auch mit
ihren Kindern und Enkeln. Durch ihre ungewöhnliche Geburt und die
viele Zeit, die Elsa als Kind im Kaufhaus verbrachte fühlt sie sich
ihr ganzes Leben mit diesem Haus verbunden und kann es nur schwer
akzeptieren, dass dieses erst den Nazis und später dem DDR-Regime in
die Hände fällt.
Sybil Volks ist eine authentische
Darstellung der geschichtlichen Zusammenhänge Deutschlands gelungen.
Gut recherchiert und kurzweilig fasst sie die wichtigsten Jahre
zusammen. Sie verleiht der Geschichte Glaubwürdigkeit durch den
bewussten Verzicht von zu vielen Happy-Ends und einer zu sonnige
Beschreibung. Obwohl ihre Charaktere mit ihrem Leben nicht immer
zufrieden sind, arrangieren sie sich doch mit den Gegebenheiten und
treffen Entscheidungen, die zwar nicht unbedingt zu ihrem Glück
beitragen aber aus Sicht der Vernunft die besten Lösungen bieten.
Die Protagonisten stehen zu ihren Überzeugungen und so finden auch
die Schattenseiten, die die Wende für manchen DDR-Bürger mit sich
brachten, Raum in diesem Roman.
Ich habe „Torstraße 1“ gerne
gelesen. Jedoch konnte ich mich mit dem Schreibstil der Autorin nicht
zu hundert Prozent anfreunden. Teilweise bedient sie sich relativ
einfacher Worte. Auch fand ich die Titel der Kapitel nicht unbedingt
zum Roman passend, da sie einen überwiegend schwülstigen Unterton
haben.
Das meiner Meinung nach größte Manko
des Buches ist der etwas chaotische Aufbau. Außer zu Beginn und am
Ende werden konkrete Jahreszahlen nur nebenbei erwähnt. Die
Erzählung macht immer wieder große Zeitsprünge, welches sich aber
erst nach einigen Zeilen für den Leser erschließt. Die dazwischen
liegenden Erlebnisse lassen sich nur aus dem Zusammenhang
zusammenreimen.
Für das Verständnis hätte ich es
angenehmer gefunden wenn die Zeiträume deutlicher betitelt worden
wären.
Abschließend gilt mein Lob dem dtv
Verlag, der sich ein wirklich schönes Cover für dieses Buch
überlegt hat. Ein optisch so ansprechendes Buch stellt man sich
gerne ins Bücherregal.
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