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Sonntag, 4. November 2012

"Torstraße 1" von Sybil Volks


Der Roman „Torstraße 1“ umfasst den Zeitraum zwischen 1928 und 1999. Stets im Mittelpunkt der Geschichte befindet sich das Haus in der Torstraße 1, welches dem Buch seinen Titel gegeben hat. Hier wird im Jahr 1928 Berlins erstes Kreditkaufhaus Jonass eröffnet. Für die junge Büroangestellte Vicky ist die Eröffnungsfeier in jeder Hinsicht ein unvergessliches Ereignis. Mitten im Trubel der Feier kommt ihre Tochter Elsa auf die Welt. Da es sich beim Vater um den Sohn des Kaufhausbesitzers handelt und dieser die Beziehung geheim halten möchte, schlägt sie sich überwiegend alleine durch. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges und die Tatsache, dass ihr geliebter Harry jüdischer Herkunft ist sorgen für zusätzliche Schwierigkeiten.
Der weitere Verlauf der Geschichte befasst sich mit dem Erwachsen werden von Elsa und später auch mit ihren Kindern und Enkeln. Durch ihre ungewöhnliche Geburt und die viele Zeit, die Elsa als Kind im Kaufhaus verbrachte fühlt sie sich ihr ganzes Leben mit diesem Haus verbunden und kann es nur schwer akzeptieren, dass dieses erst den Nazis und später dem DDR-Regime in die Hände fällt.

Sybil Volks ist eine authentische Darstellung der geschichtlichen Zusammenhänge Deutschlands gelungen. Gut recherchiert und kurzweilig fasst sie die wichtigsten Jahre zusammen. Sie verleiht der Geschichte Glaubwürdigkeit durch den bewussten Verzicht von zu vielen Happy-Ends und einer zu sonnige Beschreibung. Obwohl ihre Charaktere mit ihrem Leben nicht immer zufrieden sind, arrangieren sie sich doch mit den Gegebenheiten und treffen Entscheidungen, die zwar nicht unbedingt zu ihrem Glück beitragen aber aus Sicht der Vernunft die besten Lösungen bieten. Die Protagonisten stehen zu ihren Überzeugungen und so finden auch die Schattenseiten, die die Wende für manchen DDR-Bürger mit sich brachten, Raum in diesem Roman.

Ich habe „Torstraße 1“ gerne gelesen. Jedoch konnte ich mich mit dem Schreibstil der Autorin nicht zu hundert Prozent anfreunden. Teilweise bedient sie sich relativ einfacher Worte. Auch fand ich die Titel der Kapitel nicht unbedingt zum Roman passend, da sie einen überwiegend schwülstigen Unterton haben.
Das meiner Meinung nach größte Manko des Buches ist der etwas chaotische Aufbau. Außer zu Beginn und am Ende werden konkrete Jahreszahlen nur nebenbei erwähnt. Die Erzählung macht immer wieder große Zeitsprünge, welches sich aber erst nach einigen Zeilen für den Leser erschließt. Die dazwischen liegenden Erlebnisse lassen sich nur aus dem Zusammenhang zusammenreimen.
Für das Verständnis hätte ich es angenehmer gefunden wenn die Zeiträume deutlicher betitelt worden wären.

Abschließend gilt mein Lob dem dtv Verlag, der sich ein wirklich schönes Cover für dieses Buch überlegt hat. Ein optisch so ansprechendes Buch stellt man sich gerne ins Bücherregal.

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