Das Jahr 2789.
Die Menschen haben sich
weiterentwickelt. Durch Portale können sie bequem zwischen den
Planeten pendeln. Nur wenigen Menschen mit einem Gendefekt bleibt
dies verwehrt. Eine davon ist die 17-jährige Jarra, die mit ihrem
Schicksal hadert, weil sie einzig auf der Erde leben kann. Den
Planeten zu verlassen würde für sie den Tod bedeuten. Während sich
ihre Freunde mit der Situation arrangiert haben, kann Jarra diese
nicht akzeptieren. Sie will „normal“ sein und nicht länger als
Außenseiterin verachtet werden. So fasst sie einen waghalsigen
Entschluss. Sie schreibt sich für ein Geschichtsstudium auf einem
anderen Planeten ein. Da für das erste Studienjahr Ausgrabungen auf
der Erde vorgesehen sind, möchte sie sich beweisen und am Ende den
verhassten Normalen all ihre Wut ins Gesicht schleudern.
Janet Edwards hat ihren Roman in der
Ich-Form aus der Sicht von Jarra verfasst, die dem Leser rückblickend
ihre Geschichte erzählt. Der Schreibstil ist in teilweise trotzigen
/ flapsigen Worten gehalten, wodurch die Verbitterung des jungen
Mädchens Ausdruck findet. Jarra ist ein Charakter, den man sehr
schnell zu mögen beginnt. Sie ist intelligent, einfallsreich und
lässt sich nicht unterkriegen. Jedoch hat es die Autorin meiner
Meinung nach ein wenig zu gut mit ihr gemeint und es kratzt am Rande
der Glaubhaftigkeit, dass diese Studentin über alle
außergewöhnlichen Fähigkeiten wie Pilotenschein, Erfahrungen mit
Ausgrabungen, ein breit gefächertes Wissen etc. verfügt und ihre
Kommilitonen weit hinter sich lässt.
Auf der anderen Seite sind ihre
Fertigkeiten der Schlüssel, mit dem sie sich Respekt und Anerkennung
ihrer Mitstudenten verschafft. Obwohl die anderen im Grunde die
„Normalen“ sind, stehen sie Jarra weit nach.
Es ist seltsam, ein Buch zu lesen,
in dem Menschen, die so sind, wie wir als behindert bezeichnet
werden. Dies macht den Leser darauf aufmerksam, wie gedankenlos wir
oft mit dieser Titulierung umgehen und andere der Minderwertigkeit
abstempeln, nur weil sie scheinbar nicht der Norm entsprechen.
Auf Grund des interessanten Plots
war ich auf „Earth Girl“ sehr gespannt. Leider konnte mich der
Roman nicht hundertprozentig überzeugen.
Der Autorin gelingt es durchaus,
ihre Geschichte lebendig werden zu lassen. Die Protagonisten
entwickeln sich durch die Bank weg zu einem sympathischen Haufen, es
gibt keinen wirklichen Fiesling und man würde sich in ihrer Mitte
wohl fühlen.
Es ist von allem etwas was dabei –
ein wenig Drama, ein wenig Liebe, ein wenig Zukunftsvision – aber
eben von allem nur ein wenig, so dass sich weder atemlose Spannung,
noch verzehrender Herzschmerz einstellt.
Da es sich um Studenten der
Geschichte handelt, findet ein große Teil der Handlung auf
Ausgrabungsstätten statt. Ich muss gestehen, dass mich die
Schilderungen über die dortigen Vorgehensweisen teilweise ein wenig
gelangweilt haben. Janet Edwards erzählt sehr detailliert.
Archäologen betreiben Kleinstarbeit, so ist es vielleicht
authentisch, dass es auch etwas Ermüdendes mit sich bringt.
Um den Bezug zur Zukunft zu wahren
hat die Autorin die Geschichte mit technologischen Wortneuschöpfungen
gespickt, deren Bedeutung sich für den Leser aus dem Zusammenhang
erschließt.
Auch das Cover ist in einem spacigen
Design in Blautönen gehalten. Die Jarra auf dem Titelbild erscheint
mir für ein gerade 18-jähriges Mädchen allerdings zu alt gewählt.
„Earth Girl – Die Prüfung“
ist der erste Teil einer Triologie. Lange Zeit erklärte ich mir die
Gemütlichkeit des Erzählstils damit, dass die Geschichte auf sehr
viele Seiten angelegt ist. Zu meiner Überraschung blieb der
erwartete Cliffhanger am Ende aber aus. Im Grunde ist die Geschichte
zu Ende erzählt. Gerade dieser Punkt macht mich neugierig, welche
Abenteuer die Autorin für Jarra & Co noch bereit hält. Je nach
Plot würde ich Janet Edwards eine zweite Chance geben. „Earth
Girl“ ist ihr erster Roman und dafür hat sie ihre Aufgabe gut
gemeistert und eine solide Leistung erbracht.
Ich vergebe 3,5 Sterne.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen