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Mittwoch, 5. September 2012

"Earth Girl - Die Prüfung" von Janet Edwards


Das Jahr 2789.
Die Menschen haben sich weiterentwickelt. Durch Portale können sie bequem zwischen den Planeten pendeln. Nur wenigen Menschen mit einem Gendefekt bleibt dies verwehrt. Eine davon ist die 17-jährige Jarra, die mit ihrem Schicksal hadert, weil sie einzig auf der Erde leben kann. Den Planeten zu verlassen würde für sie den Tod bedeuten. Während sich ihre Freunde mit der Situation arrangiert haben, kann Jarra diese nicht akzeptieren. Sie will „normal“ sein und nicht länger als Außenseiterin verachtet werden. So fasst sie einen waghalsigen Entschluss. Sie schreibt sich für ein Geschichtsstudium auf einem anderen Planeten ein. Da für das erste Studienjahr Ausgrabungen auf der Erde vorgesehen sind, möchte sie sich beweisen und am Ende den verhassten Normalen all ihre Wut ins Gesicht schleudern.


Janet Edwards hat ihren Roman in der Ich-Form aus der Sicht von Jarra verfasst, die dem Leser rückblickend ihre Geschichte erzählt. Der Schreibstil ist in teilweise trotzigen / flapsigen Worten gehalten, wodurch die Verbitterung des jungen Mädchens Ausdruck findet. Jarra ist ein Charakter, den man sehr schnell zu mögen beginnt. Sie ist intelligent, einfallsreich und lässt sich nicht unterkriegen. Jedoch hat es die Autorin meiner Meinung nach ein wenig zu gut mit ihr gemeint und es kratzt am Rande der Glaubhaftigkeit, dass diese Studentin über alle außergewöhnlichen Fähigkeiten wie Pilotenschein, Erfahrungen mit Ausgrabungen, ein breit gefächertes Wissen etc. verfügt und ihre Kommilitonen weit hinter sich lässt.
Auf der anderen Seite sind ihre Fertigkeiten der Schlüssel, mit dem sie sich Respekt und Anerkennung ihrer Mitstudenten verschafft. Obwohl die anderen im Grunde die „Normalen“ sind, stehen sie Jarra weit nach.
Es ist seltsam, ein Buch zu lesen, in dem Menschen, die so sind, wie wir als behindert bezeichnet werden. Dies macht den Leser darauf aufmerksam, wie gedankenlos wir oft mit dieser Titulierung umgehen und andere der Minderwertigkeit abstempeln, nur weil sie scheinbar nicht der Norm entsprechen.


Auf Grund des interessanten Plots war ich auf „Earth Girl“ sehr gespannt. Leider konnte mich der Roman nicht hundertprozentig überzeugen.
Der Autorin gelingt es durchaus, ihre Geschichte lebendig werden zu lassen. Die Protagonisten entwickeln sich durch die Bank weg zu einem sympathischen Haufen, es gibt keinen wirklichen Fiesling und man würde sich in ihrer Mitte wohl fühlen.
Es ist von allem etwas was dabei – ein wenig Drama, ein wenig Liebe, ein wenig Zukunftsvision – aber eben von allem nur ein wenig, so dass sich weder atemlose Spannung, noch verzehrender Herzschmerz einstellt.
Da es sich um Studenten der Geschichte handelt, findet ein große Teil der Handlung auf Ausgrabungsstätten statt. Ich muss gestehen, dass mich die Schilderungen über die dortigen Vorgehensweisen teilweise ein wenig gelangweilt haben. Janet Edwards erzählt sehr detailliert. Archäologen betreiben Kleinstarbeit, so ist es vielleicht authentisch, dass es auch etwas Ermüdendes mit sich bringt.
Um den Bezug zur Zukunft zu wahren hat die Autorin die Geschichte mit technologischen Wortneuschöpfungen gespickt, deren Bedeutung sich für den Leser aus dem Zusammenhang erschließt.
Auch das Cover ist in einem spacigen Design in Blautönen gehalten. Die Jarra auf dem Titelbild erscheint mir für ein gerade 18-jähriges Mädchen allerdings zu alt gewählt.

„Earth Girl – Die Prüfung“ ist der erste Teil einer Triologie. Lange Zeit erklärte ich mir die Gemütlichkeit des Erzählstils damit, dass die Geschichte auf sehr viele Seiten angelegt ist. Zu meiner Überraschung blieb der erwartete Cliffhanger am Ende aber aus. Im Grunde ist die Geschichte zu Ende erzählt. Gerade dieser Punkt macht mich neugierig, welche Abenteuer die Autorin für Jarra & Co noch bereit hält. Je nach Plot würde ich Janet Edwards eine zweite Chance geben. „Earth Girl“ ist ihr erster Roman und dafür hat sie ihre Aufgabe gut gemeistert und eine solide Leistung erbracht.
Ich vergebe 3,5 Sterne.

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